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  Ozone Geo 3

Geo III von Ozone

Bilder von Peter Boley

 

10.03.2012

7 Jahre sind bis heute vergangen, dass ich den Geo der ersten Generation geflogen bin. Die Begeisterung von damals über den Flügel ist mir immer noch in bester Erinnerung. Mittlerweile gibt es die 3. Auflage des Geo der übrigens vom durchaus erfolgreichen Buzz Z3 abstammt.
Die Fortschritte in der Tuchherstellung hat sich auch Ozone zu Nutze gemacht und einen Materialmix aus Skytex 36 Classic für das Obersegel, Skytex 27 Classic für das Untersegel und das Skytex 40 Hardfinish für Rippen und Struktur verwendet.
Nicht zu übersehen ist die gute Verarbeitung. Das Design reiht sich exakt Zelle für Zelle aneinander ohne jeglichen Versatz, die innenliegenden Nähte sind tadellos verarbeitet.
Der Geo 3 ist ein Hybrid 3 Leiner, also auf 4 Leinenebenen aufgehängt, wobei die Ebene C + D auf eine Ebene zusammengeführt werden. Der A- Gurt mit 3 Stammleinen ist geteilt.
Die Mylarverstärkungen im Eintrittsbereich hat Ozone beim Geo 3 vollkommen weggelassen. Zum Einsatz kamen dafür kurze eingefasste Kunststoffstäbchen. Die Leinen, ein Mix aus Edelrid und Liros, sind bis auf die oberste Galerie alle ummantelt und farblich getrennt, was das Bodenhandling deutlich erleichtert. Es gibt kaum Tendenz zu Verknotungen oder Verschlingungen mit anderen Leinen.

Geflogen bin ich den Geo 3 in der Größe ML (85 -105 kg) mit 100 kg Startgewicht mit einem Connect Reverse.

Startverhalten

Wenn Piloten bereits beim Anblick des Startplatzes feuchte Hände bekommen, so liegt das meist nicht am Startplatz selbst, sondern mehr am Startverhalten ihrer Fluggeräte. Hat man jedoch einen Geo 3 im Gepäck, kann man die Sache auch bei nicht idealen Verhältnissen völlig entspannt angehen. Beim Start stellt der Geo 3 keine großen Ansprüche. Das gute Startverhalten beim aktuellen Geo ist eigentlich nicht neu, bereits seine beiden Vorgänger waren excelente Starter. Die durch Stäbchen versteifte Eintrittskante lässt keinen Windhauch an sich vorbeihuschen. Aber auch ohne Wind füllt sich der Geo 3 schnell und gleichmäßig und steigt bereits bei leichtem Zug an den Tragegurten, ohne ihn mit einem Startimpuls vergewaltigen zu müssen, zuverlässig über den Piloten. Die durchschnittliche Steiggeschwindigkeit wird zum Ende der Steigphase deutlich langsamer und lässt dem Piloten ausreichend Zeit um einen ausführlichen Kontrollblick durchzuführen und das auch wenn der Wind stärker wird.
Der Flug ist gerade für den Piloten der es etwas gemütlicher mag, Wert auf hohe passive Sicherheit legt und trotzdem auf akzeptable Leistung nicht verzichten will, ein Genuss. Der Flügel ist um alle Achsen gut gedämpft, lässt aber den Piloten bei der Thermikanzeige keineswegs in der Luft hängen, ganz im Gegenteil, das Feedback ist ausgesprochen gut und zuverlässig. Bei der Einleitung von flachen Kurven mit wenig Bremse reagiert der Geo 3 recht spontan. Möchte der Pilot einen deutlich engeren Richtungswechsel einschlagen, reagiert der Schirm dann doch leicht verzögert. Dies ist für diese Klasse jedoch durchaus normal. In der Summe ist der Geo 3 mit durchschnittlicher bis guter Wendigkeit ausgestattet.
Ein wahrer Genuss ist das Thermikfliegen mit diesem Flügel. Zum einen das bereits erwähnte gut Feedback, zum anderen die gute Umsetzung der steigenden Luftpakete in Höhe. Besonders bei schwacher Thermik kann man mit feinfühligen Steuerauschlägen und Gewichtsverlagerung mit diesem Gerät ordentlich punkten. Aber auch in der kleinflächigen kernigen Frühjahrsthermik hat mich der Geo 3 absolut überzeugt. Beim Einfliegen in die Thermik gibt es so gut wie keine Nickbewegungen, ebenso nicht beim Herausfallen. Wie schon erwähnt ist der Geo 3 bei der Suche nach dem Zentrum sehr kooperativ. Hat man dieses gefunden, ist es ein leichtes mit diesem Flügel bis an die Basis zu zirkeln.

Abstiegshilfen

Mit einem beherzten Steuerleinenzug und Gewichtsverlagerung in Drehrichtung, ist die Steilspirale recht schnell eingeleitet. Nach Messungen von Air Turquoise hat der Flügel bei Maximalbelastung nach 2 Umdrehungen bereits eine Sinkgeschwindigkeit von über 14 m/s, deshalb auch das "B" in Pkt. 9 "Verhalten in steilen Kurven" im Gütesiegel. Steigert man die Sinkgeschwindigkeit über 16m/s hinaus, wird die Zentrifugalkraft ganz ordentlich. Um höher Sinkwerte zu erzielen braucht der Geo 3 allerdings mehrere Umdrehungen. Die Ausleitung einer Spirale mit hoher Sinkrate muss in jedem Fall über mehrere Umdrehungen passieren. Zudem versucht der Flügel ab einem bestimmten Punkt vor dem Aufrichten die Spirale eigenmächtig und relativ schnell zu beenden. Kommt der Pilot dieser Forderung nach, erfolgt ein unangenehmes Überkippen auf die Außenseiten. Drückt man die Innenbremse in diesem Moment jedoch etwas nach, erfolgt eine wunderschöne und pendelfreie Ausleitung.

Der B-Stall ist mit mittlerem Kraftaufwand in den ersten Zentimetern und leichtem Wiederstand in der Folge, leicht einzuleiten. Das Abkippen nach hinten ist äußerst gering, wie auch das Vorschießen bei der Ausleitung. Im B-Stall selber, bleibt der Flügel sehr ruhig und dreht bei gleichmäßigem Zug der Tragegurte auch nicht in eine Richtung weg, selbst bei längerem Halten des B-Stalls. Die Sinkwerte lagen in der Spitze bei 8,5 m/s.

Klappverhalten

Gerade in schwierigen Situationen weiß der sicherheitsbewusste Pilot was er am Geo 3 hat. Die Flügel erwies sich recht stabil in turbulenter Luft und sollte es doch mal passieren und die Kappe wird deformiert ist die Situation auch für den wenig geübten Piloten absolut beherrschbar. Bei allen provozierten Klappern zwischen 50% und 75% im unbeschleunigten Flug öffnete der Geo 3 selbständig und ohne Nachhilfe. Nickwinkel und Drehbewegung lagen bei allen Klappern in dem im EN und LTF Protokoll angegebenen Werten. Ein stabilisierender Eingriff ist bei selbst bei großen Klappern mit extrem wenig Bremse zu erwirken. Im beschleunigten Zustand geht natürlich alles etwas schneller. Sowohl der Klappvorgang als auch das Wegdrehen wird vom Geo 3 zeitverkürzt abgearbeitet. Bei der Öffnung kann es passieren, dass der Flügel erst im Sektor 90° - 180° offen ist, deshalb auch das "B" im Pkt. 14 "Einseitiger Klapper".

Resümee

Der Geo 3 ist im unteren EN/LTF-B Bereich angesiedelt. Lediglich im beschleunigten 75% Klapper und in der Steilspirale (beides nur im obersten Gewichtsbereich) bekam der Geo 3 ein "B". Fazit: der Flügel eignet sich für eine große Bandbreite von Gleitschirmpiloten. Angefangen vom Einsteiger, Wiedereinsteiger, Wenigflieger, natürlich auch Walk & Flyer bis zum erfahrenen Flieger der Wert auf hohe passive Sicherheit legt. Dabei muss der Pilot nicht etwa auf gute Leistung verzichten, ganz im Gegenteil, der Geo 3 ist sowohl in den Thermikeigenschaften als auch in der Gleitleistung mit vorne dabei. Mit knapp 4,4 kg Eigengewicht und einem passablen Packmaß ist der Flügel auch bestens für Unternehmungen ohne Bergbahn, aber auch für Reisen geeignet.

Zu den Gewichtsangaben des Flügels:

Die Gewichtsangaben (ML 4,1kg für ML) von Ozone sind jeweils auf die alternativen Tragegurte, also die Dynembänder bezogen. Der Tester in der Größe ML hatte breite Tragegurte mit 20mm. Ausgeliefert werden Sie allerdings mit 12mm Tragegurte die vermutlich dann auch etwas dicker sind und von der Gewichtseinsparung vielleicht 50 Gramm pro Seite bringen.

Technische Daten und weitere Infos sind auf der Ozone Website zu finden