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Masala2 von Skywalk

Bilder

26.05.2014

Dass die Entwicklung in der Gleitschirmkonstruktion nicht zum Stillstand gekommen ist, beweist Skywalk mit der zweiten Auflage des Masala. Lange hat man sich beim oberbayerischen Hersteller geweigert, für die Produktion ihrer Gleitsegeln leichte Tücher zu verwenden. Doch nun ist es tatsächlich passiert. Pate für den Masala2 stand das LTF/EN-A Zugpferd Mescal4. Gemeinsamkeiten mit dem Vorgängermodell gibt es so gut wie keine.
Hauptbestandteil des Flügels an Ober- sowie am Untersegel ist das Skytex 27 Gramm. Für die Eintrittkante Obersegel wurde das Skytex 38 universal verwendet, für die Zellzwischenwände das Skytex 29 hard finish. Betrachtet man die technischen Daten, fällt sofort auf, dass der XXS und der XS erweiterte Gewichtsbereiche haben. Im Grunde nichts Ungewöhnliches, dass aber ein Flügel mit einer Belastung von 4,5 kg/m² immer noch im LTF/EN-A Bereich liegt, sowas gibt es sicherlich nicht jeden Tag. Auf meine Frage an Manfred Kistler, dem Chefdesigner bei Skywalk, wie denn sowas überhaupt möglich wäre, antwortete er mir: "Das sind sehr, sehr viele Faktoren die dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wir haben mit dem MESCAL4 halt auch eine perfekte Basis."
Dies ist in meinen Augen eine Entwicklung in die richtige Richtung.
Für beste Fülleigenschaften und ein gutes Startverhalten, spielen auf jeden Fall die Rigid Foils im Nasenbereich und die C-Wires eine wesentliche Rolle. Und nicht zuletzt die optimierten Crossports. Darunter versteht man größere Ausschnitte in den Rippen die aber den Kraftfluss von den Leinenaufhängepunkten noch nicht stören.
Das Packmaß wurde zwar dadurch trotzdem nicht ganz so klein wie von reinrassigen Bergsteigerschirmen, bei sorgfältiger Packweise wird das Packet aber doch zur akzeptablen Größe. Ein Masala2 mit 26m² und allem erforderlichem Flugequipment, inkl. T-Shirt, Pulli, Jacke, Handschuhe, Überhose und natürlich auch der Helm passten in meinen 55 Liter Packsack.
Das Bodenhandling kann man als sehr ordentlich bezeichnen. Wie bei allen Leichtflügeln, ist den extrem dünnen Leinen in der oberen Galerie eine höhere Beachtung zu schenken. Die Tragegurte sind sehr filigran und gewöhnungsbedürftig, nach einigen Flügen hat man sich aber daran gewöhnt. Und selbst wenn man einen Tragegurt um 180° verdreht in den Karabiner hängt, spielt das für das Flugverhalten keine Rolle. Der A-Gurt ist deutlich rot gekennzeichnet und die Leinenebenen farblich getrennt.
Startverhalten: Ich hatte das Vergnügen den XS und den S zu fliegen. Beide Flügel füllen extrem gut und gleichmäßig. Im Steigen ist der kleinere etwas schneller und muss leicht angebremst werden, während der S im Scheitelpunkt kaum oder gar keine Bremse erfordert. Das Ganze ist natürlich auch von der Startplatzneigung und den Windverhältnissen abhängig. Selbst bei null Wind oder leichtem Rückenwind füllt der Masala2 recht gut und steigt zuverlässig über den Piloten. Die kleineren Masalas haben eine etwas höhere Abhebegeschwindigkeit und somit eine etwas längere Strecke bis zum Abheben.
Im Flug staunte ich nicht schlecht. Den XS kann man für einen EN/LTF-A Schirm als richtig wendig bezeichnen und auch der S mit 26 m² (bei meiner Belastung im obersten Bereich) ist immer noch ein spritziges Teil, obwohl die Rolldämpfung als hoch eingestuft werden kann. Die Steuerkräfte sind EN/LTF-A typisch nach 10 - 15 cm mittel bis stark zunehmend. Der Trimm beim S lag bei meinen Messungen bei 37 - 38 km/h. Die Geschwindigkeitszunahme lag bei 14 - 15 km/h. Das Speedsystem ist recht leichtgängig. Im Vollspeed dellt die Nase zwischen den Rigid Foils etwas ein, was aber weder auf das Flugverhalten, die Geschwindigkeit und das Gleiten einen Einfluss hat.
Beim Einfliegen in die Thermik verhält sich der Masala2 völlig neutral. Kein leistungsraubendes Abkippen der Kappe, wie man es bei einigen anderen Flügeln kennt. Erstaunlich ist auch die Umsetzung von zarten Aufwinden in Höhe. Diese Eigenschaft gepaart mit seiner Drehfreudigkeit machen den Masala2, bei feinfühliger Behandlung, zum absoluten Thermikkletterer. Er reagiert auch bemerkenswert gut auf Gewichtsverlagerung. Um flach zu drehen, bleibt die Zugabe der Bremse im leichtgängigen Bereich und so kann man den Flügel spielerisch im besten Steigen nach oben zirkeln. Das Feedback ist ausgesprochen gut und so gilt es bei der Thermiksuche einfach auf die eindeutige Sprache des Masala2 zu hören.
Selbst mit dem XS konnte ich bei oberster Belastung das zarte Angebot an Frühjahrthermik erfolgreich auskurbeln.
Das Ohren Anlegen ist durch die fehlende Teilung der A-Gurte etwas schwieriger aber trotzdem gut möglich. Längere Arme sind durchaus von Vorteil, um an die äußeren A-Leinen hinzukommen. Der Zug an diesen Leinen ist nicht unerheblich und erfordert auch verhältnismäßig hohen Kraftaufwand beim Halten derer. Die Flügelenden bleiben bei diesem Manöver absolut ruhig und öffnen wieder selbständig.
Der B-Stall erfordert ebenfalls ordentlich Kraft, sowohl beim Einleiten als auch beim Halten. Der Grund dafür ist wohl, dass durch die Reduzierung der Leinenebenen die B-Ebene mehr Last aufnehmen muss. Die Sinkwerte sind mit gut 8m/s ganz ordentlich. Der Schirm bleibt dabei absolut stabil. Bei langsamer Ausleitung verzögert der Masala das Anfahren ein wenig.
Die Einleitung der Steilspirale ist absolut easy. Richtig hohe Sinkwerte konnte ich mit dem Flügel keine erzielen. Die Ausleitung aus der Spirale ist wenig anspruchsvoll. Längeres Nachdrehen oder sogar stabile Spirale konnte ich beim Masala2 nicht feststellen.
In Sachen Flugsicherheit hat sich der Flügel ganz vorne eingereiht. Mit EN/LTF-A hat er die "Reifeprüfung" in allen Größen glänzend bestanden. Klapper über 50 % sind mit dem Masala2 gar nicht so einfach zu erzielen. Über 60 % kam ich nicht hinaus und selbst bis dahin nur mit etwas unfairen Mitteln. Das Wegdrehverhalten ist schulmäßig langsam und die Öffnung erfolgt prompt ohne Gegenklapper.
Resümee: Skywalk hat in diesen Masala2 so ziemlich alles an technologischen Innovationen gepackt was heute im Gleitschirmbau möglich ist. Entstanden ist dabei ein Flügel der nicht nur was für uns alte Säcke ist die es gerne gemütlich mögen, nein, der Masala ist für alle geeignet die Wert auf gute Leistung, spritziges Handling und hohe passive Sicherheit legen. Bergsteiger, Hausbergflieger aber auch Streckenflieger werden von diesem Begleiter begeistert sein. Und gerade diejenigen die gerne mal etwas Kleines fliegen wollen, sich aber scheuen die meist im LTF/EN-C Bereich eingestuften Flügel zu fliegen, finden im Masala 2 die bis heute beste Alternative.