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  TheRock


The Rock von SKYMAN

Bilder

23.08.2012

Wieso Markus Gründhammer alias SKYMAN nicht schon viel früher mit dem Leichtschirmbau angefangen hat, ist mir im Nachhinein ein bisschen ein Rätsel. Den Auftakt machte SKYMAN mit dem Reinhold. Der Reinhold war jedoch für ihn sicher nicht die bahnbrechende Geschäftsidee, denn der kleine Flügel war bzw ist ein Gerät, das nur in die Hände von wirklich versierten Piloten gelangen darf, die im Umgang mit kleinen Flächen schon sehr viel Erfahrung haben.
Der "Hans" dürfte da schon besser sein. Ein Bergsteiger für Jedermann bzw Frau, die es gerne leicht haben und sich den Startplatz zu Fuß aufsuchen. Leider ist der Hans noch nicht ganz fertig. In der Entwicklungsarbeit entstand aus dem Hans noch ein neues Produkt. "The Rock" heißt der Flügel, und ist ein glatter LTF - A.
Was mich beim Auspacken erst mal richtig erstaunt hat ist das extrem kleine Packmaß für einen Flügel mit 26,5 m² ausgelegter Fläche. Der nächste Schritt auf dem ich immer gespannt bin ist die Waage. Mit 3,97 kg liegt er, wie von Skyman angegeben knapp unter der 4 kg Marke.
Legt man den Schirm aus, fällt gleich das Tuch auf, das sich zu den üblichen Gleitschirmtüchern völlig anders anfühlt. 10 Dernier mit longlife Beschichtung heißt das Material und wurde extra für die extreme Leichtbauweise für Skyman entwickelt.
Ein Blick auf die eingenähte Namensgebung am Obersegel verrät sofort die exakte Verarbeitung des Flügels. Die Übergänge sind ohne jeglichen Versatz, auch an allen anderen Teilen des Schirms. Wer sich mal die Mühe macht einen Skyman Schirm von innen anzusehen sieht, dass sämtliche Nahtzugaben aufs technische Minimum reduziert wurden. Dies alleine bringt, lt. Skyman, ca. 3 m² weniger Stoff bei einer Flügelgröße von 20 m² Die Profile wurden aus verzugsfreiem Hard Finish gefertigt und dort wurde die Nahtzugabe erstmals komplett weggelassen. Diese Verarbeitungstechnik ist nicht sehr beliebt, weil sie sehr aufwendig ist und zusätzliche Arbeitsstunden erfordert aber kompromisslos wenn es um Leichtbau geht. Jedes kleinste Detail wurde auf das Minimum reduziert. Die Hinterkante des Schirms wiegt nur noch die Hälfte bisheriger Schirme und steht dazu noch fantastisch sauber.
Die leichtesten Tücher wogen vor einem Jahr noch 28 Gramm pro Quadratmeter. Bei einem persönlichen Gespräch sagte mir Skyman: "Da wollte ich unbedingt darunter bleiben. Mein Interesse stieß bei meinem Stoffhersteller auf fruchtbaren Boden und innerhalb kürzester Zeit wurde für mich das dünnste Garn das es käuflich gibt zu Rib Stop verwoben und wiegt mittlerweile mit einer Spezialbeschichtung maximal 25g/m². Das dürfte das momentan technisch machbare sein. Für mich war es wichtig, zum einen Gewicht zu sparen aber zum anderen keine Kompromisse bei der Haltbarkeit des Materials einzugehen. Die Haltbarkeit ist mindestens den heutigen Spitzentüchern ebenbürtig das kann ich nach einem harten Jahr testen sagen. Leider bewegen sich die Kosten für 10D bei etwas mehr als dem doppelten von herkömmlichen Tüchern."
Markus Gründhammer war so freundlich mir den Rock für fast zwei Monate zu überlassen. In dieser Zeit absolvierte ich knapp 30 Flüge in verschiedensten Start und Flugbedingungen. Erst mal genial ist das Packmaß des Flügels. Trotz einer ausgelegten Größe von 26,5 m² hat der Schirm ein Packmaß wie ich es bisher lediglich von reinrassigen Bergsteigerschirmen gewohnt war. Auch das Gewicht von 3,97 kg ist in Anbetracht der Tatsache, dass man einen vollwertigen Flügel in der Hand hält und keinen Bergsteiger ein absoluter Topwert.
Bodenhandling und Start: Das Bodenhandling ist erdenklich einfach. Die Tragegurte sowie die 3 Leinenebenen sind farblich getrennt und sehr übersichtlich. Die oberen Leinengalerien sind unummantelt, ein Auge auf diese zu werfen ist sicherlich nicht verkehrt. Probleme bezüglich Verknotungen in diesen Ebenen hatte ich bei all meinen Flügen keine.
Der Rock ist ein völlig unkomplizierter Starter wie man ihn sich nur wünschen kann. Die Kappe füllt sich schnell und gleichmäßig und steigt, auch dank des Kurzleinenkonzepts, zügig über den Piloten. Der eine oder andere Gleitschirmpilot wird überrascht sein wie schnell und einfach die Kappe über ihn steigt. Der Schirm braucht weder Impuls noch Führungsarbeit. Falls doch Korrekturen nötig sind, entpuppt sich der Rock als folgsamer Partner. Im Scheitelpunkt zeigt der Flügel bei viel Wind und/oder steilen Startplätzen eine mittelmäßige Überschießtendenz und muss angebremst werden. Bei Rückenwind kann man dem Rock einen leichten Startimpuls geben. Aber selbst dieser muss dosiert sein, da der Flügel auch bei Hangabwind problemlos in den Scheitelpunkt steigt.
Der positive Eindruck beim Start setzt sich auch in der Luft nahtlos fort. Die Dämpfung um alle Achsen ist gut. Der Flügel gleitet absolut spurtreu durch die Luft, selbst durchwachsene Flugbedingungen können ihn kaum aus der Ruhe bringen. Die Steuerwege beim Rock sind LTF- A mäßig etwas länger und der Steuerdruck kontinuierlich ansteigend. Für den effektiven Arbeitsweg reichen jedoch 20 cm völlig aus. Der Flügel reagiert ganz leicht verzögert auf Steuerimpulse, mit bereits leichter Gewichtsunterstützung lässt sich diese kleine Verzögerung jedoch fast völlig beseitigen. Insgesamt ist der Flügel in seiner Klasse durchaus als wendig einzustufen. In der Thermik zeigt der Rock seine nächste Stärke. Ob eng in kleinen Bärten oder flach in schwachen Aufwind, der Flügel nimmt alle steigenden Luftpakete extrem gut an. Zudem ist das präzise Steuerhandling in der Thermik von enormen Vorteil. Das Feedback ist ausgesprochen gut, wenngleich auf den Bremsen leicht gedämpft.
Die Einleitung des B-Stalls erfordert einen mittleren Kraftaufwand. Der Flügel kippt ein wenig weiter nach hinten wie man es von den Langleineren gewohnt ist. Bei Sinkwerten bis ca. 8m/s bleibt der Flügel sauber stehen. Zieht man den B-Stall weiter, steigen die Sinkwerte bis auf 9,5 m/s der Flügel fängt dann jedoch an sich leicht zu krümmen. Bei zügiger Ausleitung verhält er sich ähnlich wie beim Einleiten und nickt etwas weiter vor wie der Langleiner. Die schnelle Fahrtaufnahme reduziert die Sackfluggefahr beim B-Stall deutlich.
Die Einleitung der Steilspirale ist einfach. Sinkwerte von 12 -14m/s sind leicht zu erfliegen. Möchte man über den Wert von 14 m/s hinaus muss das Gewicht zur Unterstützung hinzugenommen werden. Damit konnte ich einen Sinkwert von 18 m/s erreichen allerdings auch erst über mehrere Umdrehungen. Ich denke auch, dass die 20 Meter Marke überschritten werden kann. Bei hohen Sinkwerten sollte die Ausleitung über min 1 1/2 - 2 Umdrehungen erfolgen, so ist sicher gestellt, dass die Beendigung der Spirale sauber und pendelfrei ist.
Bei simulierten Klappern verhält sich der Rock absolut brav so wie man es sich von einen LTF - A Flügel erwartet. Auf kleine Klapper reagiert der Rock so gut wie gar nicht. Lediglich auf Klapper mit sehr flacher Knicklinie, wenn also die Hinterkante stehen bleibt, nickt er durch die dabei entstehende Vorbeschleunigung etwas weiter nach vorne. Bei größeren Klappern war das Öffnungsverhalten meist sehr weich mit leichter Verzögerung der letzten Zellen was für die Sicherheit keine Rolle spielt. Gehen die Klapper deutlich über 50 % öffnet der Flügel manchmal schlagartig ohne jedoch echte Gegenklapper zu kassieren.

Resümee: Mit dem Rock hat Markus Gründhammer in der LTF-A Klasse sicherlich neue Maßstäbe gesetzt. Seine Gier nach Innovationen, hat mit diesem Flügel zweifellos Früchte getragen. Die These, dass Gleitschirme mit kurzen Leinen an Sicherheit einbüßen, hat Skyman hiermit eindeutig widerlegt, das zeigt auch die Einstufung bei der Zertifizierung. Die Paarung aus hoher passiver Sicherheit und excellenter Leistung, kleinem Packmaß und geringem Gewicht, machen den Rock zu einem Flügel für die breite Masse unter den Gleitschirmpiloten.

Auschnitte von meinen Testflügen sind hier zu finden: https://vimeo.com/48074022

Weitere Informationen und zahlreiche Videoclips sind auf der Seite www.Skyman.aero zu finden.

Ein Kompetenzzentrum für DE ist in Obermaiselstein OASE Flugschule Peter Geg