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Fründenhorn 3369m

Text und Bilder von
Jörg Ackermann

05.01.2013

 

Das Fründenhorn  in den Berner Alpen ist der niedrigste Gipfel in der Kette vom Doldenhorn bis zum Gspaltenhorn und steht damit etwas im Schatten des benachbarten Blüemlisalphorns. Dennoch bietet es mit seiner markanten Gipfelfirnflanke gerade von Kandersteg aus einen sehr schönen Anblick und ist für Paraalpinisten deswegen lohnend, weil bei guten Verhältnissen praktisch direkt vom Gipfel gestartet werden kann. Gute Verhältnisse bedeuten hier ein schwacher Nordwestwind, und für den Anstieg trockene Felsen sowie eine nicht vollständig ausgeaperte Gipfelflanke. Allerdings sollte man auch dann ein sicherer Starter sein, denn der Startplatz wird nach wenigen Metern schnell steiler. Der Flug über Fründenhütte und Oeschinensee hinunter ins über 2000 m tiefer gelegene Kandersteg ist landschaftlich sehr reizvoll und wer die Flugausrüstung nicht mit auf den Gipfel schleppen will, der kann auch direkt neben der Fründenhütte vom hütteneigenen Startplatz nach Kandersteg hinunterfliegen. An diesem Startplatz wird man jedoch häufig mit Rückenwind zu kämpfen haben, da er sich recht nahe am unteren Ende des Fründengletschers befindet.
Ausgangspunkt dieser zweitägigen Unternehmung ist der gebührenpflichtige Parkplatz an der Talstation der Oeschinenseebahn. Hier bietet sich auch die Gelegenheit, die nur etwa 200 m entfernte große Landewiese mit Windsack zu begutachten. Anschließend geht es dann entweder mit der Bahn und einem kurzen Fußabstieg oder direkt zu Fuß zum Westufer des Oeschinensees. Der See wird südlich zunächst leicht ansteigend umrundet und später nach der Querung eines ausgeprägten Grabens in südlicher Richtung recht steil ansteigend verlassen. Man befindet sich dann bereits auf dem Felsrücken, auf dem der markierte und im oberen Bereich teilweise versicherte Steig zur Fründenhütte führt. Von dieser sehr gemütlichen und überaus freundlich geführten Hütte ist der weitere Anstieg aufs Fründenhorn vollständig einzusehen und es lohnt sich in jedem Fall, sich schon einmal die mit einem großen roten Punkt markierte Lage des Einstiegs gut einzuprägen. Mit einem Fernglas lässt sich auch der teilweise mit Pfeilen und roten Punktmarkierungen versehene weitere Anstieg durch die Felsflanke gut studieren, denn aus der Nähe und bei Dämmerung ist die Orientierung anderntags bedeutend schwieriger. Selbst wenn am nächsten Morgen nach einem kurzen Warmlaufen über den unteren Fründengletscher der Einstieg gefunden ist, gestalten sich die ersten Meter im Fels bedingt durch den Gletscherrückgang recht steil und auch die folgenden künstlichen Versicherungen erfordern etwas Armkraft. Nach etwa 30 Höhenmetern wird der flachere Teil des Anstiegs in Form einer nach links hochziehenden breiten Felsrampe erreicht. Dieser folgt man, bis eine auffällige, schon von der Hütte aus sichtbare Pfeilmarkierung den Weiterweg nach rechts ansteigend ausweist. Gelegentlichen roten Farbtupfern folgend geht es leicht rechtshaltend über plattige Felsen mit einer manchmal etwas unangenehmen Schotterauflage aufwärts. Ist der Fels nass und hat es über Nacht gefroren, ist im gesamten Felsteil  höchste Vorsicht angezeigt.
Den Abschluss des Felsteils bildet eine nahezu waagrechte lange Linksquerung, die mit einem Drahtseil entschärft ist, und ein einfaches Stück durch Blockgelände. So erreicht man den unteren Rand des stark zurückgegangenen exponierten Gipfelfirnfeldes, das bei etwa 40 Grad Neigung im ausgeaperten Zustand besonders im Falle eines nötigen Abstiegs mit Eisschraubensicherung angenehmer zu begehen ist. Erst beim Erreichen des etwa 50 m langen und fast waagrechten Gipfelfirstes legt sich die Flanke etwas zurück und bietet all jenen, die ihre Flugausrüstung mitgeschleppt haben, die Möglichkeit zum Schirmauslegen. Der höchste Punkt des Fründenhorns wird von hier aus linkshaltend nach wenigen Metern betreten.
Die Gipfelrundsicht ist durch die höheren Nachbarn Doldenhorn und Blüemlisalphorn zwar etwas eingeschränkt, dafür sind die Tiefblicke auf den Kanderfirn im Süden und zum Oeschinensee im Norden umso beeindruckender. Der Anblick des Oeschinensees begleitet den Paraalpinisten auch noch für eine geraume Zeit nach dem Start und dient als Orientierungspunkt für die Flugroute, denn es ist weder ratsam, wegen möglicher Gletscherwinde zu nahe am Relief des Fründen- und Doldenhorns zu fliegen, noch sollte wegen möglicher Leefallen der gegenüberliegende Bergstock der Bire angepeilt werden. Grob gesagt ist es dort, wo man am meisten Luft unterm Hintern hat, am sichersten, und so schaukelt man entspannt nach Kandersteg hinaus, wo der Windsack am Landeplatz die Landeeinteilung erleichtert.
Die Bilder wurden bei einer Begehung im August 2011 aufgenommen.

 

Lage

CH, Kanton Bern, Berner Alpen

Ausgangspunkt

Kandersteg 1195 m, von dort mit der Bahn oder zu Fuß zum Oeschinensee

Anreise

Schweizer A6 bis AS Spiez, weiter nach Süden durch das Tal der Kander über Frutigen nach Kandersteg; gebührenpflichtiger Parkplatz an der Talstation der Bahn zum Oeschinensee

Stützpunkt

Fründenhütte (2562 m), ca. 4 h von Kandersteg und etwa 3 h von der Bergstation der Oeschinenseebahn

Höhenunterschied

Zur Hütte ca. 1400 m (die ersten 400 Höhenmeter können mit der Oeschinenseebahn zurückgelegt werden), von der Hütte zum Gipfel ca. 850 m

Gehzeit

3h von der Fründenhütte bis zum Gipfel

Startrichtung

NW

Landeplatz offizieller LP in Kandersteg

Tourcharakter

Kombinierte Hochtour mit einigen anspruchsvolleren und exponierten Passagen; die Route ist stark von den Verhältnissen abhängig; Helm, Pickel und Steigeisen nötig, Seil und ggf. zwei Eisschrauben insbesondere bei einem notwendigen Abstieg angenehm; Startplatz kurz

Hinweise

Bei nassen oder vereisten Felsen sowie bei Blankeis am Gipfeleisfeld besonders vorsichtig sein oder auf die Tour verzichten und direkt bei der Fründenhütte starten

Tourendaten 08.2011

Kartenmaterial

Schweizer Landeskarten 1:25000 Nr. 1248 (Mürren) oder 1:50000 Nr. 264 (Jungfrau)