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Lhotse von UP
Bilder
10.07.2017
Der bekannte Gleitschirmhersteller UP International GmbH hat sich lange mit dem Angebot an Leichtschirmen zurückgehalten, doch allmählich kommt UP mit seinen Leichtprodukten richtig in Fahrt. Der neueste Flügel im Leichtsektor ist der Lhotse. Mit 3,4 kg (3,3 kg Herstellerangaben) in der Größe M liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen reinen Bergsteigerflügel handelt. Bei genauerem Hinsehen verrät aber schon alleine die Streckung von 5,7 dass es sich wohl eher um einen leichten Streckenflügel handelt. Um dieses sensationelle Gewicht zu erreichen, hat der Hersteller alle Details gewichtsmäßig optimiert.
Die Kappe ist im Eintrittsbereich Obersegel mit einem Skytex 32g Universal bestückt, der schmale Streifen aus Skytex 38 um mehr Stabilität auf der Querachse zu erreichen. Das Obersegel hinten und das komplette Untersegel sind aus dem Skytex 27g Classic, die Zellzwischenwände aus dem 27er Hard gefertigt.
Die Gesamtleinenlänge ist mit 265 Meter inkl. der Bremse recht wenig was natürlich auch zur Widerstands und Gewichtsoptimierung beiträgt.
Die Hybridtragegurte bestehen bei A+B aus einem 12 mm breiten Kevlarband. C und die Bremsanlenkung aus 5mm Dyneemabändern. Der Klett für die Bremse ist etwas umständlich, es gibt bessere Möglichleiten die Bremse an Dynemabändern zu befestigen.
Ich flog den Lhotse M (bis 100kg) mit verschiedenen Gurtzeugen mit einem Startgewicht von 95 - 102kg.
Bodenhandling und Start:
Die unummantelten Leinen des Lhotse fallen geschmeidig auseinander. Eine farbliche Trennung gibt es nicht, daher sind besonders die oberen Galerien etwas im Auge zu behalten. Durch die farbliche Trennung der Gurtbänder in rot für A und blau für B, (im Bild rechts gut zu sehen) bleibt die Angelegenheit auch beim Hybridtragegurt einigermaßen übersichtlich und es ist in der Summe keine Hexerei den Lhotse startklar zu machen.
Besonders bei einem leichten Lüftchen, welches ja meistens an Startplätze weht, ist der Flügel in kurzer Zeit aufgeschüttelt und startbereit.
Wer mit dem hybriden Tragegurtsystem vom Lhotse gar nicht klar kommt, kann sich den Tragegurt vom Kibo einbauen lassen. Der Kibo ist fast baugleich, allerdings mit schwererem Material.
Mehr zum Kibo am Ende dieses Berichts.
Der Start mit dem Lhotse ist eigentlich schon fast ein Kinderspiel. Trotz einer Streckung von 5,7 steigt der Lhotse relativ spurtreu in den Scheitelpunkt. Die Steiggeschwindigkeit ist eher langsam, bei null Wind braucht er ein wenig Zeit bis er den Zenit erreicht. Ein kleiner Impuls schadet in diesem Falle nicht. Überschießtendenz hat der Flügel so gut wie keine. Korrekturen, falls überhaupt nötig, setzt der Lhotse sofort um.
Im Flug fällt sofort die hohe Wendigkeit auf, die bei Flügeln mit dieser Streckung nicht immer gegeben ist. Die Befehle, sowohl über die Bremse als auch über das Gurtzeug, setzt der Lhotse präzise um. Beim Auffinden von thermischen Aufwinden ist man mit diesem Flügel deutlich im Vorteil, denn das Feedback sowohl über die Bremse als auch über den Gurt ist sehr gut. In turbulenten Verhältnissen machte der Lhotse einen stabilen Eindruck, was den Piloten natürlich nicht von einem aktiven Flugstil abhalten sollte. Beim Einfliegen in die Thermik bleibt die Kappe ruhig, lediglich beim Einfliegen in starke Thermik wird der Lhotse zum Anbeißer und muss kurz etwas angebremst werden.
Der Lhotse ist im mittleren EN/LTF-B Bereich angesiedelt. Der Flügel kann aber leistungsmäßig durchaus mit high end B Schirmen mithalten. Und das aber auch im Klappverhalten. Das Abkippen auf die Nase geht schnell und ohne Reaktion des Piloten dreht der Flügel auch recht zügig zur geschlossenen Seite weg. Die Drehbewegung wird jedoch langsamer und die Kappe erholt sich recht schnell vom seitlichen Kollaps. Bei mäßigem Gegenbremsen ist der Flügel gut auf Kurs zu halten.
Beim B-Stall steht nur ein kurzer Arbeitsweg zu Verfügung und das ist auch gut so. Die Einleitung ist einfach. Die Strömung reißt nach dem Einleiten sauber ab, der Flügel bleibt erst mal stabil. Zieht man die Tragegurte weiter, fängt der Lhotse zum Schlingern an und wird unstabil. Im stabilen Bereich erreicht man ein Sinken von etwa 7-8m/s. Bei zügiger Ausleitung nimmt der Flügel verzögerungsfrei wieder Fahrt auf.
Die Einleitung Steilspirale ist durch die hohe Wendigkeit schnell erledigt. Tendenz zu einer stabilen Spirale hat der Lhotse nicht. Die Ausleitung über zwei bis drei Umdrehungen, ja nach geflogener Sinkgeschwindigkeit ist problemlos.
Resümee: UP hat mit dem Lhotse ganz klar neue Maßstäbe gesetzt. Der Flügel ist momentan wohl der leichteste im EN/LTF-B Bereich. Der kompakte Allrounder ist ideal für mittlere und große ParaTouren mit anschließendem Streckenflug. An die hohe Wendigkeit muss man sich gewöhnen, das mag nicht jeder. Ich fand diese Charaktereigenschaft sehr angenehm, zumal sie auch dafür verantwortlich ist, dass man den Flügel punktgenau dahin steuern kann wo man ihn haben will.
Noch ein paar Infos zum Kibo:
Kibo und Lhotse sind sehr ähnlich, der Unterschied ergibt sich tatsächlich größtenteils aus den Materialien. Der Lhotse hat komplett unummantelte Leinen, der Kibo ist mit ummantelten Stammleinen ausgestattet. Der Lhotse ist komplett aus Skytex 32 und 27 gebaut. Der Kibo hat als Tuch einen Materialmix aus Skytex 38 am Obersegel und Dominico DOKDO 30 DMF (WR) am Untersegel. Der Lhotse hat allerdings eine etwas andere Trimmung und ist damit etwas schneller als der Kibo. Auch im Handling unterscheiden sich beide etwas.
Der Lhotse kann also mit den Tragegurten des Kibo bestückt werden und wiegt dann etwa 200 Gramm mehr.
Ein Bild dazu ist hier zu finden.
Weitere Infos gibts auf der Website von UP-International
Einen Dank an die Flugschule Adventure Sports die mir den Lhotse zu Testzwecken zu Verfügung gestellt hat.
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