zur Startseite

 

 


P-Light von Triple Seven

Bilder

Die Gebrüder Urban und Aljaz Valic sind ja in der Szene keine Unbekannten. Die Beiden stammen aus einer flugbegeisterten Familie und fliegen mit so ziemlich allem was sie in die Finger bekommen. Auch als Designer waren sie schon bei Gin, Niviuk und Mac Para, bis sie 2011 ihre eigene Gleitschirmfirma "Triple Seven Gliders" gründeten. Seitdem produzieren sie Schirme aller Klassen und seit neuestem auch einen leichten Bergsteigerschirm.
Die Firma ParaDealer.at, war so freundlich mir einen P-Light 19, für einige Testflüge zu überlassen.
Die Basis für diesen kleinen Bergsteigerflügel ist der bewährte Schul- und Einsteigerschirm "Pawn." Mit 2,6kg in der Größe 17m² und 2,8 kg in der Größe 19,5m² (selbst nachgewogen) gehören sie sicher zu den leichten und bequem zu tragenden Bergsteigerschirmen.
Triple Seven legt im Materialmix der Kappe auf Leichtigkeit und verwendet vorwiegend das bewährte Skytex 27. Die Eintrittskante ist aus dem stabileren Skytex 38. Alle Stammleinen sind ummantelt, die oberen Galerien nicht. Einfach und übersichtlich sind die gewichtsparenden Tragegurte. Der A-Gurt, also der für die Leinensortierung wichtigere, ist flach, B und C-Gurt sind rund. Stammleinen gibt es für jede Ebene nur zwei, am B-Gurt hängt zusätzlich noch die Stabiloleine.
Trimmer waren lange Zeit bei Gleitschirmen fast zur Gänze verschwunden. In den letzten Jahren sieht man sie jedoch wieder vermehrt, gerade bei Speedglidern und kleinen Flügeln, so auch beim P-light. Dazu später mehr.
Das Speedsystem ist vorgerüstet, jedoch bei der Auslieferung nicht aktiviert. Der Grund dafür ist lt. Triple Seven, dass Bergsteiger das Speedsystem kaum nutzen. Es kann allerdings in kürzester Zeit mit jedem Beschleuniger verbunden werden. Meiner Meinung nach, gehört das Speedsystem in jedem Fall aktiviert, denn wenn man es braucht, muss es auch einsatzbereit sein
Was in einem modernen Gleitschirm natürlich nicht fehlen darf sind Miniribs für eine perfekte Formgebung der Austrittskante und Stäbchen zur Stabilisierung der Eintrittskante. Was der P-Light noch hat, ist eine Shark-nose. Diese Haifischnasenform ist zwar nicht sehr ausgeprägt aber er hat sie. Die Stäbchen, die die Nase stabilisieren, werden dann in einem S-Schlag zum Untersegel weitergeführt.
Das Bodenhandling könnte einfacher nicht sein. Die wenigen Leinen sind schnell sortiert, die farbliche Trennung der gesamten A-Ebene inkl. Tragegurt, tragen zu guter Übersicht erheblich bei.
Das Startverhalten des P-Light ist so, wie man es von einem Bergsteigerschirm erwartet. Es reichen ein paar offene Zellen, ein Hauch von Wind und der Flügel drängt sofort über den Piloten. Bei leichtem Zug an den A-Gurten, lässt sich der Flügel schön gemächlich in den Scheitelpunkt führen. Anders schaut es aus, wenn man dem P-Light einen kleinen Impuls gibt. Der Flügel steigt dann sehr schnell, lässt sich jedoch mit der Bremse exakt da positionieren wo man ihn haben will. Dieses Startverhalten ist genial bei kurzen Startplätzen. Bei null Wind oder leichtem Rückenwind, kommt wenig Druck auf die Tragegurte, hier ist ein Impuls ohnehin erforderlich. Unterschiedliche Windgeschwindigkeiten stellen unterschiedliche Anforderungen an den startenden Piloten. Mit den am P-Light eingebauten Trimmern können solche Extremsituationen ein wenig ausgeglichen werden.
Flugverhalten: Trotz der recht guten Dämpfung um alle Achsen erweist sich der P-Light als überaus quirliger Flügel. Dazu tragen sicherlich meine 100 kg Startgewicht gut dazu bei, die sich auf die nur 19.5 m² verteilen. Ideale Bedingungen für eine Geschwindigkeitsmessung hatte ich leider im Testzeitraum nie, doch man merkt es schon gegenüber den Kollegen, dass man bei dieser Flächenbelastung einfach etwas schneller unterwegs ist. In der Thermik hat das kaum Nachteile, zumal der Flügel auf Steuerausschläge extrem schnell und präzise reagiert und der Pilot auf nachlassende Steigwerte sofort reagieren kann. Bei kleinflächiger Thermik war ich mit dem P-Light sogar im Vorteil, erst bei schwächelnden Verhältnissen machte sich die hohe Flächenbelastung erschwerend bemerkbar. Das Steuern im Thermikschlauch ist, wenn man von normal großen Schirmen kommt, etwas gewöhnungsbedürftig. Durch die höhere Geschwindigkeit, die kurzen Steuerwege und vor allen die absolut verzögerungsfreie Reaktion des Flügels, ist feinfühligeres Pilotieren erforderlich. Steuern kann man den Flügel aber auch ohne Bremse. Es ist völlig unproblematisch den P-Light nur mit Gewicht um engere Kurven zu kriegen und das auch dazu noch ganz flach. Arbeitet der Pilot mit Gewicht, darf nur extrem wenig Bremse dazu genommen werden, da der Flügel sonst zum Bohren anfängt.
Abstiegshilfen: Die Einleitung des B-Stalls ist an dem Bergsteigerflügel recht einfach. Der anfänglich hohe Druck wird nach dem Strömungsabriss deutlich leichter. Das Abkippen nach hinten ist eher moderat. Die Sinkwerte sind mit knapp 10 m/s ganz ordentlich. Der Flügel wird bei der hohen Sinkgeschwindigkeit allerdings etwas unruhig. Beim Ausleiten hat der P-Light keine Sackflugtendenz und nimmt mit etwas weiterem Vornicken unverzüglich Fahrt auf.
In der Steilspirale konnte ich keine Besonderheiten entdecken. Die Einleitung mit Gewicht und Bremse geht sehr schnell, die Sinkwerte können problemlos auf über 15m/s gesteigert werden. Die Ausleitung über 2-3 Umdrehungen verlangt auch keine besonderen Tricks. Eine Tendenz zur stabilen Spirale konnte ich nicht feststellen.
Etwas überrascht hat mich der P-Light im Klappverhalten. Eigentlich erwartete ich bei der hohen Flächenbelastung doch etwas dynamischere Reaktionen. Zum einen ist der Flügel sehr klappstabil zum anderen sind die Reaktionen auf Klapper absolut überschaubar und bei niedrigerer Belastung EN-A verdächtig. Das Öffnungsverhalten ist durchwegs schnell, selbst bei 60% Klapper war der Flügel meist nach einer viertel Umdrehung wieder offen.
Resümee: Ziel der Valic Brüder war es, einen Bergsteigerflügel zu bauen, der nicht nur als Abstiegshilfe dienen soll, sondern auch bestens zum Fliegen geeignet ist. Heraus kam ein sehr drehfreudiger Flügel, der richtig Spaß beim Fliegen macht. Die guten Thermikeigenschaften, die recht hohe passive Sicherheit, auch im oberen Gewichtsbereich und das gute Startverhalten, ist genau das was bergsteigende Alpinisten brauchen.
Ein wenig schade ist, dass der Flügel keine EN Zertifizierung hat. Evtl. wäre auch noch eine weitere Größe um die 22m² eine gute Ergänzung der Palette.
Eine gute Ergänzug zum P-Light, ist auf jeden Fall das Wendegurtzeug mit Beinschlaufen Link-Reverse von 777Gliders.

Bemerkung: Nach den technischen Daten ist der P-Light 19 mit einem Startgewicht von 55 - 120kg fliegbar. Ich flog den 19er mit ca. 98 - 103 kg, je nach Gurzeug und Rettung, im oberen Drittel. Meine Beuteilungen beruhen auf diesem Startgewicht. Bei einer Belastung im unteren Gewichtsbereich, oder auch ganz oben, können zu anderen Ergebnissen führen.

Weitere Infos auf der Website von Triple Seven Gliders: http://777gliders.com/

Video von Tripe Seven Gliders:

https://vimeo.com/96709788