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Jungfrau 4158m
Berner Alpen
Text und Bilder: Jörg Ackermann
Die Jungfrau als höchster Gipfel in der gewaltigen Nordabdachung der Berner Alpen ist bei einer Anreise von Norden schon weithin sichtbar. Mit der Bahn zum Jungfraujoch halten sich die Zustiegsmühen zum 3657 m gelegenen Ausgangspunkt Mönchsjochhütte in Grenzen und auch die Höhendifferenz zwischen Hütte und Gipfel lässt zusammen mit der meist vorhandenen guten Trasse eine eher gemütliche Hochtour vermuten. Dass man dann anderntags meist doch knapp fünf Stunden bis zum Gipfel braucht, hat mehrere Gründe: erstens geht es am Beginn der Tour auf dem Jungfraufirn erst einmal etwa eine Stunde leicht bergab zur felsigen Kranzbergegg, zweitens lässt einen die dünne Höhenluft schon ganz ordentlich schnaufen und drittens sind einige durchaus anspruchsvollere Passagen zu bewältigen.
Nach dem bereits erwähnten eher gemütlichen Auftakt werden idealerweise zur Morgendämmerung die Felsen der Kranzbergegg bei 3420 m erreicht. Anfänglich ist das Gelände noch recht einfach und ein Regenmesser dient hierbei als Orientierung. Von diesem weiter gerade hinauf bis zu einem Haken mit einigen Abseilschlingen (II+). Hier geht es offensichtlich nicht mehr geradeaus und so quert man etwa 50 m felsig nach links, bis das folgende meist kombinierte Gelände wieder einen einfacheren geraden Anstieg auf den Rücken der Kranzbergegg ermöglicht. Ohne Orientierungsprobleme folgt man diesem Rücken und quert dann leicht ansteigend bis unter den Rottalsattel, der nach Überschreiten des Bergschrundes und einer etwa 15 m hohen steileren Firnpassage erreicht wird. Das folgende Gratstück und eine Linksquerung sind klar vorgegeben und trotz vorhandener Sicherungsstangen ist sauberes Steigeisengehen mit kombinierten Einlagen angezeigt.
Die Gipfelschau ist geprägt von dem Kontrast zwischen dem grünen Unterland im Norden und den Berner und Walliser Gipfeln im Süden. Wenn jetzt der Wind passt, hat man als Paraalpinist alle anwesenden Nichtflieger als Neider, denn diese müssen nach einem Konzentration fordernden Abstieg bis auf den Jungfraufirn noch etwa 100 Höhenmeter eventuell sumpfigen Gegenanstieg bis zum Sphinxstollen der Jungfraujochbahn bewältigen. À propos Wind: bei nordwestlicher Richtung ist das Startfenster recht groß und der Start erfolgt von einen weiten Schneeplateau (Hochfirn), das über einen steilen kombinierten Nordhang erreicht wird, der nach etwa 10 Minuten Abstieg über den obersten Südwestgrat nach rechts abzweigt. Bei Südwind geht man ebenfalls zunächst ein kurzes Stück auf dem Normalweg zurück, quert dann aber nach links zu einer Stelle des Südostgrates, wo dieser etwas flacher ist. Der Start ist hier ziemlich exponiert und nur bei Südwind und guten Firnverhältnissen möglich. Einmal in der Luft sind alle Aufstiegsmühen vergessen, denn der Flug über gut 3000 m Höhendifferenz bis Grindelwald-Grund entlang der Nordabbrüche von Mönch und Eiger ist sehr einprägsam.
Die Bilder wurden bei einer Begehung im Oktober aufgenommen
Lage |
CH, Berner Alpen, Kanton Bern |
Ausgangspunkt |
Grindelwald, von dort mit der Bahn aufs Jungfraujoch und durch den Sphinxstollen (3454 m) auf den Jungfraufirn |
Anreise |
Schweizer A6 bis AS Wilderswil, von dort nach Süden durch das Tal der Lütschine bis Grindelwald; gebührenpflichtige Parkplätze an der Bahnstation Grindelwald-Grund; besser schon am Bahnhof von Burglauenen parken |
Stützpunkt |
Mönchsjochhütte (3657 m), vom Sphinxstollen ca. ¾ h |
Höhenunterschied |
Zur Hütte ca. 200 m, von der Hütte zum Gipfel ca. 800 m |
Gehzeit |
4-5h von der Mönchsjochhütte bis zum Gipfel |
Startrichtung |
N bis W, S |
Tourcharakter |
Kombinierte Hochtour mit einigen anspruchsvolleren und exponierten Passagen; meist gut gespurt; Pickel, Steigeisen und Seil nötig; Nordweststartplatz einfach, Südstartplatz anspruchsvoll |
Hinweise |
Es empfiehlt sich, vor dem Aufstieg in der Mönchsjochhütte zu nächtigen; vom Rottalsattel bis zum Gipfel bei Blankeis besonders vorsichtig sein; nicht unmittelbar nach größeren Neuschneefällen unternehmen |
Kartenmaterial |
Schweizer Landeskarten 1:25000 Nr. 1249 (Finsteraarhorn) oder 1:50000 Nr. 264 (Jungfrau) |
Tourendaten |
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Bilder zum Anklicken