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Rheinwaldhorn (3402 m)
Adulagruppe
Text und Fotos von Jörg Ackermann
Das Rheinwaldhorn liegt auf der Grenze der Schweizer Kantone Graubünden und Tessin und stellt ein sehr lohnendes Ziel für Paraalpinisten dar, das die etwas längere Anreise aus nördlichen Regionen durchaus rechtfertigt. An den Hängen des Rheinwaldhorns nimmt der Hinterrhein seinen Anfang und als höchste Erhebung zwischen Walliser Alpen und Bergell ist die Aussicht entsprechend umfassend.
Ausgangspunkt für den Normalweg von Westen ist die Capanna Adula UTOE (2393 m), die entweder vom Parkplatz Compietto oberhalb des Lago di Luzzone durch das Val di Carassino in etwa 3 ½ Stunden, oder von Dangio im Valle di Blenio in gut 4 Stunden erreicht wird. Die zweitgenannte Möglichkeit hat den Vorteil, nach der Landung das Auto oder den Anschluß an öffentliche Verkehrsmittel in der Nähe zu haben. Etwas oberhalb der unteren Capanna Adula des CAS (2012 m) führen die beiden Hüttenanstiege zusammen.
Obwohl der Gipfelanstieg mit etwa 3 Stunden relativ kurz und zudem unschwierig ist, sollte man anderntags nicht zu spät von der Hütte aufbrechen, denn hier bilden sich schon vormittags gerne Quellwolken unterhalb der Gipfelhöhe, die einen gefahrlosen Flug erschweren können. Zunächst führt der gute Weg nach Südosten, bis eine Moräne erreicht wird, deren Scheitel man in nordöstlicher Richtung folgt. Einem felsigen Aufschwung (P. 2642 m auf der LK) wird links ausgewichen und man erreicht über ein schwach ansteigendes Schuttkar in einem weiten Rechtsbogen den nordwestlichen Lappen des Vadrecc di Bresciana auf etwa 3000 m. Meist mit Steigeisen geht es, - evtl. Blankeisstellen und den wenigen Spalten ausweichend - bis unter das Adulajoch, der tiefsten Einsattelung zwischen Rheinwaldhorn und Grauhorn. Das Joch wird jedoch nicht berührt, stattdessen bleibt man weiter auf der Westseite des Gratrückens, bis dieser bei etwa 3300 m über ein kurze steilere Stelle (ca. 40°) erreicht wird. Von dort über den schuttigen Rücken oder knapp links davon im Firn zum Gipfel.
Zum Startplatz steigt man etwa 50 Hm am Anstiegsweg ab, bis sich das Gelände etwas abgeflacht hat. Hier lässt sich der Schirm bequem auslegen und auch der hier vorgeschlagene Landeplatz zwischen Dangio und Aquila bei einer größeren Lagerhalle ist trotz der 2500m Höhenunterschied gut zu erkennen. Mit einem leichten nördlichen Wind wird unmittelbar nach dem Abheben linkshaltend der Gratrücken überflogen und dann in allgemein westlicher Richtung der Moränenrücken des Anstiegs und die Capanna Adula UTOE angepeilt. Das Gelände ist hier überall steil genug, um nach Belieben noch ein bißchen spazierenzufliegen und auch Leefallen lassen sich bei vernünftiger Flugplanung ausschließen.
Für die Landeeinteilung kommt einem wie an fast allen Orten in der Schweiz der Nationalstolz seiner Bewohner zugute: die zahlreichen Landes- und Kantonsflaggen lassen schon aus großer Höhe und damit rechtzeitig eine zuverlässige Abschätzung der bodennahen Windverhältnisse zu.
Lage |
Adulagruppe, Tessin, Schweiz |
Ausgangspunkt |
Dangio (ca. 800 m) im Westen (Valle di Blenio) oder Parkplatz Compietto (ca. 1680 m) oberhalb des Lago di Luzzone im Nordwesten (knapp unterhalb der Staumauer eines weiteren, kleineren Sees) |
Anreise |
Schweizer A2 (Gotthardautobahn) bis AS Biasca, von dort nach Norden durch das Valle di Blenio bis Dangio, oder weiter durch das Tal bis Olivone und auf schmaler Bergstraße, durch die Staumauer des Lago di Luzzone, und einen einspurigen Tunnel zu den Parkmöglichkeiten auf 1680 m; von Nordosten ist auch eine Anreise über den Lukmanierpass möglich |
Stützpunkt |
Cap. Adula UTOE (2393 m), von Dangio 4 h, vom Parkplatz Compietto 3 ½ h |
Höhenunterschied |
Zur Hütte von Westen ca. 1600 m, von Norden ca. 700 m; von der Hütte zum Gipfel ca. 1000 m |
Gehzeit |
3h von der Cap. Adula UTOE bis zum Gipfel |
Startrichtung |
NW bis NO, bei W Start vom Vadrecc di Bresciana |
Tourcharakter |
Einfache Hochtour mit meist gespurter Gletscherbegehung; Pickel und Steigeisen angenehm; Einfacher Startplatz |
Hinweise |
Im Aufstieg das Adulajoch nicht überschreiten; den Startplatz so hoch wählen, dass man gleich nach dem Abheben links über den Rücken fliegen kann; nicht ins Hinterrheintal fliegen (zeitweise militärisches Sperrgebiet und Leegefahr bei NW) |
Kartenmaterial |
Schweizer Landeskarten 1:25000 Nr. 1253 (Olivone) und Nr. 1233 (Greina), letztere nur für den Hüttenzustieg von Norden |