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                       Ruderhofspitze 3474m

                                                                                (Stubaier Alpen)          

 

22.08.2009

Text und Bilder: ParaAlpin.de

 

Die Ruderhofspitze in den Stubaier Alpen hat unter Skibergsteigern einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Kein Wunder, wer im Frühjahr an ihrer Südseite schon mal einen Traumfirn erlebt hat, wird diesen Skigipfel nicht so schnell vergessen. Aber auch für ParaAlpinisten ist dieser Gipfel nicht ganz uninteressant. Ein Aufstieg von der Mutterbergalm über die Südseite erscheint mir durch den starken Gletscherrückgang fast nicht mehr möglich. Aber auch der Aufstieg über die von uns gewählte Nordseite wird durch den Rückzug der Eisriesen immer schwieriger.

Ausgangspunkt ist das Waldcafe in Falbeson im Tiroler Stubaital auf 1212 m. Der Steig Nr. 133 beginnt direkt an der Talstation der Materialseilbahn zur Neuen Regensburger Hütte, dem Stützpunkt der Tour. Durch den Schatten spendenden Fichtenwald schlängelt sich der Weg in vielen Serpentinen, mehrmals die Forststraße querend bis zur Falbesoner Alm auf 1822m, die man nach ca. 1 1/2 Stunden erreicht. Hier kann man die Neue Regensburger Hütte auch schon sehen, die man in einer weiteren Gehstunde erreicht. Das Domizil, wenn auch Neue Regensburger Hütte genannt, hat doch schon einige Jahre auf dem Buckel. Sie wurde 1930/31 erbaut und 1967 erweitert. Der Zustand ist ausgezeichnet und die Führung durch die Wirtsleute Edith und Thomas ist genial. Da gibt es auch bei Überfüllung der Hütte keinen Stress und immer noch Zeit für ein nettes Gespräch und vor allem immer freundliche Gesichter. Wer keine Lust hat seinen Rucksack zu schleppen kann sich einen Transport organisieren. Informationen darüber und viele weiter Informationen und Bilder zur Hütte sind unter der Website der Neuen Regensburger Hütte zu finden.

Für den Rest der Tour verbleiben noch knapp 1200 Höhenmeter. Der Anfang ist recht flach und gerade recht um wieder warm zu werden. Der Weg führt, gut erkennbar, durch das wunderschöne Hochmoos in Richtung Ruderhofspitze. Bis kurz vor den Falbesoner See, der von hier aus unsichtbar hinter einer Moräne liegt, ist der Weg ein Teil des Stubaier Höhenweges. Am Moränenfuß zweigt der Weg zur Nordseite der Ruderhofspitze vom Stubaier Höhenweg ab. Man kann den Gipfel auf beiden Wegen erreichen. Der Steig zur Nordflanke der  Ruderhofspitze führt über die Moräne am Rande des Sees in Richtung Hochmoosferner. Das Gelände wird hier etwas unwegsamer, der Pfad ist aber meist erkennbar oder durch Steinmänner gekennzeichnet, die Richtung ist ohnehin nicht übersehbar. Auf ca. 2850 Meter, (Stand 2009) erreicht man dann den Hochmoosferner. Der Gletscher ist im unteren Bereich spaltenfrei. Nach dem Steilstück auf der Kuppe besonders am linken Teil des Ferners, sind jedoch einige Spalten die bei dünner geschlossener Schneedecke gefährlich werden können. Nach diesem Spaltenbereich erreicht man das letzte Teilstück zum Gipfel. Der Gletscherrückzug ließ hier eine Felsbarriere zum Vorschein kommen, die mit der ganzen Flugausrüstung am Rücken nicht ganz leicht zu überwinden ist. Alternativ kann man diese Felsbarriere rechts umgehen. Diese Variante ist aber teilweise bis zu 50 Grad steil und wie auch die anderen Bereiche, an warmen Tagen ziemlich Steinschlag gefährdet. Die Steinschlaggefahr ist erst nach Erreichen des Mittelteils der schmalen Eisflanke die bis zum Grat führt, einigermaßen gebannt. Der letzte Teil bis zur Scharte, etwa 45 Grad steil, ist noch ungefähr 3 Seillängen. Ist in dieser Flanke noch eine Schneeauflage, ist sie wohl eher unproblematisch. Bei Blankeis ist die Sicherung mit Seil und Eisschrauben empfehlenswert, denn ein Abrutschen würde in einer Katastrophe enden. Vom "Skidepot" sind es nur mehr wenige Meter bis zum 3474 Meter hohen Gipfel.

Die Startrichtungen an der Ruderhofspitze sind auf südliche Winde beschränkt. Die Startmöglichkeiten ändern sich mit fortschreitender Jahreszeit. Ist die Schneelage noch ausreichend, kann man vom Skidepot, also der Scharte östlich der Ruderhofspitze starten. Später im Jahr wenn hier kein Schnee mehr liegt, muss man einige Höhenmeter weiter unterhalb den Weg in die dritte Dimension suchen. Kommt der Wind aus Osten gibt es noch die Möglichkeit auf etwa 3300 Meter in Richtung Grawandgletscher in diese Richtung zu starten.

Der Flug  wird bei guten thermischen Bedingungen genial. Die Südseite, südlich des Grawandgletschers in Richtung Gamslspitze heizt sich gut auf und garantiert guten Höhengewinn. Der Nachteil der schlechteren Gehbedingungen im Spätsommer machen Basishöhen von über 4000 Meter, und das ist zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit, wieder wett.

Landemöglichkeiten: Der Landeplatz vom Elfer ist im Normalfall leicht zu erreichen. Es gibt aber auch schöne Landemöglichkeiten am Ausgangspunkt in Falbeson. Dies ist aber kein offizieller Landeplatz.

Resümee: Die Ruderhofspitze ist eine ausgesprochen schöne Tour und ein wunderschöner Flugberg. Der Rückzug der Eisflächen macht die Begehbarkeit in einigen Teilen im Spätsommer schwieriger und durch Steinschlag auch gefährlicher. Wer die Tour früher im Jahr in Angriff nimmt hat durch die noch vorhandene Schneeauflage sicherlich Vorteile. Der fliegerische Vorteil liegt aber ganz klar im Spätsommer. Wenn auch immer noch kräftig, ist die Thermik zu dieser Jahreszeit doch sanfter wie im Frühsommer und die Basis auch meist deutlich höher. Die Tour verlangt eine gute Vorbereitung. Zum einen was die Wahl der Aufstiegsroute betrifft und zum anderen von der wettertechnischen Seite her gesehen. Wetter und Windbeobachtungen im Vorfeld über mehrere Tage ist empfehlenswert. Kein Flug von der Ruderhofspitze bedeutet nach 1200  HM Aufstieg von der Neuen Regensburger Hütte  2200 HM Abstieg und das im oberen Teil über teilweise schwieriges Gelände.

Alternativer Aufstieg: An der Abzweigung kurz unterhalb des Falbesoner Sees (Beschilderung) in Richtung Grawanggrubennieder (2280m). Weiter über den Grawandferner und über eine Rinne die im Spätsommer sicherlich auch nicht leicht begehbar ist, auf den Ruderhofferner bis zum Gipfel. Für alle Aufstiegsvarianten ist hochalpine Erfahrung nötig.

 

 

Lage AT, Nordtirol, Stubai, Stubaier Alpen

Anreise

Über das obere Wipptal von Brenner oder Innsbruck kommend, bei Schönberg ins Stubaital

Ausgangspunkt

Falbeson, Waldcafe 1212m

Stützpunkte

Neue Regensburger Hütte 2286m

Alpiner Notruf

140

Höhenunterschied

gesamt 2260HM ab Neue Regensburger Hütte knapp 1200 HM

Gehzeit ca. 4 - 5 Stunden

Startrichtung

SO - SW unterhalb des Gipfels oder O auf 3300 Meter in Ri. Grawandferner

Charakter der Tour sehr schöne Hochtour mit rapide schwindenden Gletschern
Ausrüstung Komplette Gletscherausrüstung, Pickel, Steigeisen, Seil, Eisschrauben bei fehlender Schneauflage
Karten Alpenvereinskarte Nr. 31/1 Stubaier Alpen, Hochstubai
Tourendaten 20.08.2009

 

 

Bilder vom Aufstieg

 

Idyllische Falbesonalm

Neue Regensburger Hütte im Visier

Hochmoos

Rückblick zur Hütte

Auf dem Weg Richrung Gipfel

Falbesoner See

Hinterlassenschaften der schwindenden Eisriesen

Die Eisflanke der Nordseite

Felsbarriere ersetzt Eiswulst

Der letzte Teil der Tour

Der Gipfel

Blick in den Südteil der Stubaier

Der Habicht, im Hintergrund der Olperer

 

 

Bilder vom Flug

 

 

Startplatz unterhalb des Gipfels

Startplatz auf dem Ruderhofferner

Die Ruderhofspitze

Genialer Flug

Aufstiegsrouten

Eisflanke an der Nordseite

Ausgangspunkt in Falbeson

Startplatz unterhalb der Gipfels in Richtung S

Abzweigung unterhalb vom Falbesoner See

Nordroute ab dem Falbesoner See

Landemöglichkeit in Falbeson

Landeanflug